Verschiedene Ideen und Meinungen zur Reform der DDR überschnitten sich am Ende der 1980er Jahre. Das Beibehalten des Gewohnten, die Reform des Sozialismus, auch der Anschluss an die Bundesrepublik werden zunehmend offener diskutiert.
Wie in anderen Städten der DDR kündigt sich die „Wende“, der politische Umbruch und Systemwechsel, auch in Lübben bereits vor dem 9. November 1989 an. Hier gründet sich im Sommer 1989 ein Ökumenischer Arbeitskreis. Im Herbst formiert sich das „Neue Forum“. Es veranstaltet Montagsdemonstrationen in der Kreisstadt.
Im Herbst des gleichen Jahres gibt die SED-Kreisleitung in Lübben dem Druck der Bevölkerung teilweise nach. Sie lädt zu Gesprächen zwischen Vertretern der Partei und Bürgerinnen und Bürgern.
Der Wappensaal im Schloss Lübben ist einer der Veranstaltungsorte. Einen echten gibt es kaum. Der Protest findet auf der Straße statt.
Die Redebeiträge am Markt von der Ladefläche eines Framo ziehen tausende Menschen an. Ein anderer Sammelpunkt ist die Kirche im Lübbener Ortsteil Steinkirchen, weitere Treffen gibt es in Privaträumen.
Die „Wende“ und der Fall der Mauer selbst rufen unterschiedliche Gefühle in den Lübbenern hervor. Häufig mischen sich Freude oder Erleichterung mit der Angst vor der beruflichen Zukunft. Letztere ist nicht unbegründet. In den Monaten nach dem Systemwechsel werden viele große Arbeitgeber stillgelegt, häufig unter Mitwirkung der Treuhandanstalt. Über lange Zeit fehlen Ansprechpartner, viele fühlen sich in der neuen Ordnung allein gelassen. Die Behörden und Ämter der DDR existieren nicht mehr, die Verwaltung der BRD ist häufig lückenhaft, geschulte Ansprechpartner fehlen.